Das Fernsehen

von Benjamin Bächle

Nach einem langen Arbeitstag,

an dem ich nichts mehr machen mag,

setzt ich mich nieder und schau' fern -

eigentlich mach ich das gern.

 

Meine Ansprüche sind bescheiden,

Philosophie will ich heut' vermeiden,

auch Wissenschaften will ich nicht,

nur Unterhaltung – gut und schlicht.

 

Ich weiß, wenn ich mich bilden wollte,

dass ich dann nicht fernsehen sollte.

Doch will ich nur abschalten und lachen -

mein Diplom werd' ich heut' nicht mehr machen.

 

Doch was ich nun als erstes seh',

dass tut meinen Kopf schon weh!

Eine Sendung aus dem wahren Leben -

doch hat sich das wirklich so begeben?

 

Der Fernseher lügt, ich merk's sogleich:

Alles gestellt – mein Hirn wird weich.

Zum Glück bin ich nicht ganz so dumm

und schalte das Programm schnell um.

 

Ah, 'ne Casting-Show mit Dieter Bohlen -

am liebsten würd' ich ihn versohlen.

Weiß denn nicht jedes zweite Kind,

dass Popstars keine Künstler sind?

 

Berühmt und reich für ein, zwei Jahre,

danach sind sie verbrauchte Ware.

Ach so, man guckt's wegen denen, die verlieren

und unendlich sich blamieren.

 

Beim nächsten Sender leuchtet's mir ein:

Der Zuschauer wird der Gewinner sein,

wenn er andere versagen sieht -

so lange nur ihm es nicht geschieht!

 

Unseren Voyeurismus befriedigen wir

durch Asoziale mit Dosenbier,

die unfähig, dumm und eklig sind

und sich benehmen wie ein Wickelkind.

 

Ich zappe weiter, ohne Verstand -

warum guck ich nicht an die Wand?

Diese bietet mehr Niveau

und Unterhaltung sowieso.

 

Aber dann endlich kann ich mich freuen -

soll meine Worte ich bereuen?

Ein guter Film, der viel verspricht -

bis mich die Werbung unterbricht.

 

Anstatt mich sinnlos zu beklagen

beginne ich mich nun zu fragen:

Ist, was mir der Fernseher zeigt,

wozu der Durchschnittsbürger neigt?

 

Kann so niveaulos der Mensch sein?

Ist sein Gehirn denn erbsenklein?

Warum zeigt man uns diesen Schrott

und zerrt uns nicht gleich auf das Schafott?

 

Oder gucken wir den Mist erst recht,

wenn wir wissen, er ist schlecht?

Der unfreiwilligen Komik willen

wollen wir uns vor den Fernseher chillen.

 

Unbeantwortet bleiben meine Fragen,

doch will ich mich nicht länger plagen.

Ganz egal, aus welchem Grund,

ich guck nicht länger diesen Schund!

 

'ne DVD oder ein Buch,

ein längerer Internetbesuch -

um der Verblödung zu entfliehen

ist vieles dem Fernsehen vorzuziehen!